Donnerstag, 19. September 2013

45 Tage deutsche Politik in Social Media (August bis Mitte September 2013)

Hallo liebe Leserin, hallo lieber Leser,

mit der Veröffentlichung der Augustdaten haben wir noch den Ausgang der Landtagswahl in Bayern abgewartet, um zu sehen, wie sich dies bei den einzelnen Parteien niederschlägt.

Im August haben wir mit einem kleinen Test die Social Media Aktivität der Parteien verglichen. Hierzu haben wir die AfD, die CDU, die CSU, die FDP und Die Linke über die redaktionelle Erwähnung in unserem Blog mit einer privaten Facebooknachricht informiert. Absendezeit war der 12.08. zwischen 23:00 und 23:45 Uhr. Hier ist das Ergebnis des Tests:


Platz 1: Gewinner ist die AfD. Es kam am nächsten Tag eine freundliche Antwort vom online Team der AfD.

Platz 2: Etwas später am selben Tag kam eine ebenfalls freundliche Dankesmail von der Linken. 

Platz 3: Die online-Redaktion der CDU hat sich immerhin bereits nach 2 Tagen freundlich bedankt.

Platz 4: Am 27.08. kam dann auch ein Dankeschön der CSU.

Platz 5: Die FDP hat bis heute nicht reagiert.

Nach dieser Erfahrung sind wir weiterhin seht gespannt, wie sich das online Engagement für die AfD auswirkt.

Auch diese Studie können Sie als pdf-Dokument erhalten, wenn Sie sich mit Ihrem Namen und Ihrer Email-Adresse unter dem folgenden Link registrieren: 

http://www.qt-marketing.de/30-days-of-german-politics-registration.html.


Nun wenden wir uns der gesamtpolitischen Lage und den einzelnen Parteien zu:

1. Gesamtpolitische Lage im August



  • Beim Betrachten der einflussreichsten Seiten zu Politik fällt auf, dass die AfD weiterhin Vollgas im online Bereich gibt und nach wie vor einflussreicher als Angela Merkel ist.

  • Ursache für den Peak in der Stimmungslage zu Politikern ist das Kanzlerduell Anfang September. Es wird also in den Sozialen Netzen weiter politisiert. 


  • Der Post erreichte bis zum 12.09. 25.400 Personen und fand 54.102 Likes. Es kann schon als Indiz für Politikverdrossenheit gegenüber den etablierten Parteien gewertet werden, dass diese Reichweie ausreicht, um bis auf die AfD alle anderen Parteien zu verdrängen.

2. 45 Tage CDU in Social Media


  • Im direkten Vergleich zur CDU hat es die Schelte der Toten Hosen sogar auf Platz 1 geschafft. Im Zusammenhang mir Ihrer eigenen Partei wurde Angela Merkel damit zum ersten mal von der Spitzenposition verdrängt.

  • Betreffend Angela Merkel war das einflussreichste online Ereignis eher unpolitisch: die Facebookmitteilung über den neu gestalteten Webauftritt von Angela Merkel erreichte über 5.300 Personen. Danach folgen die CDU-Wahlplakate mit einer Reichweite von ca. 4.500 Personen und der Aufruf zur Teilnahme am teAM Deutschland mit ca. 3.500 Personen.

  • Die 3 Top-Posts der CDU betreffen allesamt das TV-Duell. Weiter geht es dann mit Mobilisierung der Mitglieder für den Wahlkampf.

  • Wie sehr man im Ausland auf die CDU sieht, zeigt sich eindrucksvoll auf der Weltkarte. Keine andere europäische Wahl wird so stark beobachtet.

3. 45 Tage CSU in Social Media

  • Auch der Wahlsieg kann es nicht verhindern: König Fußball beeinflusst die CSU. Hans Sarpeis (ehemaliger deutsch-ghanaischer Fußballspieler) kurzer Post „Das Maß ist voll: Absolute Mehrheit für die CSU in Bayern. #krass.“ Schafft es auf die einflussreichsten Seiten der CSU. Dabei erreichte der Post 3.186 Personen und erhielt 2.968 Likes auf Facebook. Den Post finden Sie unter folgendem Link: https://www.facebook.com/167380303291926/posts/697464323616852 
  • Auch kommt Satire über das bayerische Wählerverhalten gut an. Der Postillon schafft es auf Platz 3 der einflussreichsten Medien.
  • Auf Platz 4 ist Angela Merkel mit dem Wahlaufruf für die CDU. Für die FDP bleiben diese Legislaturperiode keine Stimmen mehr übrig.
  • Viel Zustimmung findet auch der Kommentar von Gysi zur absoluten Mehrheit der CSU. Er ist im August der einflussreichste Politiker für die CSU.

4. 45 Tage SPD in Social Media

  • Der Post der Toten Hosen übertrifft auch bei der SPD sämtliche Posts und Einzelaktivitäten der Partei.
  • Nach dem TV-Duell mit Angela Merkel, das vor allem bei Twitter große Verbreitung hatte, führte die Fingerantwort  von Peer Steinbrück zum größten Online-Medienecho. Bei der Tagesschau kam das Thema auf Platz 1 für Peer Steinbrück. 
  • Der Wahlausgang in Bayern war für die SPD wohl erwartungsgemäß. Es führte jedenfalls zu kaum verstärkter Aufmerksamkeit. 
  • Wie bei anderen Parteien auch standen bei Peer Steinbrück die Wahlplakate an erster Stelle, gefolgt von seinem Bekenntnis für gerechte Löhne. Damit trifft er den Nerv der Leser.
  • Gemessen an der Anzahl Posts zu Peer Seinbrück liegt er nur ca. 2.800 Posts hinter Angela Merkel. Allerdings ist die Stimmungslage bei Angela Merkel deutlich besser.

5. 45 Tage Bündnis90 / Die Grüne in Social Media

  • Auch bei den Grünen merkt man an der Aktivitäten-zunahme von 253% den Wahlendspurt. Hier kommen natürlich die bayerischen Landes- und die Bundestagswahl zusammen. 
  • In der Bildzeitung war der größte Aufreger der Vegetarier-Tag der Grünen. Die Bildzeitung hat direkt Angst und Schrecken verbreitet und so einen unverbindlichen ökologischen Vorschlag in sein Gegenteil verkehrt: Veggie-Pflicht für alle. 
  • Dies war auch bei N24 Top-Thema, gleich gefolgt vom Vorschlag der Eröffnung eines Coffee-Shops zum legalen Cannabis-Erwerb. N24 hat darüber neutral berichtet, die Meinung der Leser ist wie zu erwarten gespalten zwischen Befürwortern und Gegnern. Nach unserer stichprobenartigen Analyse der Reaktionen unterstützen In etwa 70% den Vorschlag der Grünen. 
  • Zusammen mit der Steuerpolitik war das wohl zuviel für die bayerischen Wähler.


6. 45 Tage FDP in Social Media


  • Auf den Seiten der FDP sind der Wahlkampfspot von Rainer Brüderle und der Vegetarier-Tag der Grünen die gefragtesten Meldungen, während der Wahlausgang in Bayern wenig Anklang findet.

  • Anders verhält es sich in den allgemeinen Medien: dort wird das Wahlergebnis in Bayern auch im Zusammenhang mit der FDP stark thematisiert und sorgt teilweise für Spott. Auch die Aussage „Schwule Eltern machen schwul“ wird spöttisch verbreitet.

  • FDP-Politiker führen in Social Media derzeit eher ein Schattendasein: die AfD, Gregor Gysi und die SPD haben bezogen auf die FDP mehr Reichweite als die eigenen Spitzenpolitiker.
  • Rainer Brüderle kommt mit 2.814 Posts gerade mal auf ca. 16% der Posts zu Peer Steinbrück und 13% der Posts zu Angela Merkel.

7. 45 Tage Die Linke in Social Media


  • Auf den Social Media Seiten der Linken ist der Syrienkonflikt das zentrale Thema, gefolgt vom TV-Duell. Die Bayernwahl löst nur etwas mehr online-Verkehr aus. 
  • Gewichtigste Person der Linken ist bei einem Score von 30 mit Abstand Gregor Gysi. Seine Thematisierung des Syrienkonflikts hat mehr Reichweite als sein Statement zum Wahlausgang in Bayern.
  • Auch gemessen an den Anzahl an Posts ist Gregor Gysi das Schwergewicht der Linken. Mit 4.477 Posts übertrifft er Katja Kipping (680 Posts) und Sahra Wagenknecht (1.381 Posts) um Längen. 
  • Es fällt auf, dass im Gegensatz zur FDP keine der anderen Parteien unter den einflussreichsten Seiten zu finden ist und diese Stellen von den eigenen Spitzenpolitikern besetzt sind. Auf den Wahlausgang in Bayern hatte das aber offensichtlich keinen besonderen Einfluss.

8. 45 Tage Piraten in Social Media


    • Bei den Piraten wird viel getwittert, wobei der Wahlausgang in Bayern nur zu einem leichten Anstieg führt. 
    • Thematisch stehen bei den Piraten nach wie vor die NSA, Freiheit und Demokratie im Fokus. In unserer gesamtpolitisch Abfrage finden sich diese Themen bereits nicht mehr. Hier sind wichtige politsche Themen wie der Vegetarier-Tag, Wahlplakate und Wahlkundegebungen aktuell wichtiger. Auch die Syrienpolitik ist nur noch bei den Randparteien zu finden. 
    • In die Bild haben es die Piraten nur im Zusammenhang mit dem Wahlergebnis in Bayern weit gebracht. Andere Piratenthemen finden bei Bild keinen Anklang. Das ist etwas wenig im führenden politischen Magazin. 
    • Anonymous ruft auf seiner Facebookseite zur Wahl der Piraten oder der AfD auf und findet damit die höchste Verbreitung und Unterstützung.

    9. 45 Tage AfD in Social Media


      • Vergleicht man die Zahlen mit den Anfängen im Juni, so hat die AfD eine extrem positive Entwicklung vorzuweisen, wie die Engagementkurve zeigt. Dieses Engagement hat sich auch in unserem Vergleich der online-Redaktionen bestätigt, bei dem das online Team der AfD am schnellsten reagiert hat. 
      • Top-Event der AfD war die AfD-Demo in Hamburg, die 3.971 Personen erreichte und 3.898 Likes erntete. 
      • Bezüglich AfD war bei den Piraten eine Abmahnung der AfD über 20.000 EUR größtes Ärgernis. Es ging um einen Flyer der Jungen Piraten.
      • Wie die AfD bei CDU und SPD in Erscheinung tritt, wird das Thema AfD selbst auch von CDU und SPD beeinflusst. Auffallend ist die Konzentration der AfD auf die Bundestagswahl: bei den Freien Wählern und der CSU tritt die AfD nicht in Erscheinung.

      10. 45 Tage NPD in Social Media


        • Auch die NPD ist stark von außen beeinflusst. Nach der eigenen Facebookseite kommt sofort Extra3 mit satirischen Meldungen zur NPD. 
        • Wiederum ist König Fußball vertreten: der Post von 11FREUNDE über Schalke Fans, die NPDler verjagen schafft es auf Platz 4 der einflussreichsten Posts. 
        • Die Themen und Trends sind nach wie vor rechts geprägt, das NSU-Trio wird allerdings nicht mehr erwähnt. 
        • Der Ausgang der Bayernwahl findet sich in den Themen und Trends nicht wieder, was auch von der Aktivitätskurve widergespiegelt wird. 

        11. 45 Tage Freie Wähler in Social Media


          • Die Freien Wähler haben nach wie vor geringe online-Verbreitung in Gesamt-deutschland, wie die Verteilung der einflussreichsten Seiten zeigt: die parteieigene Facebookseite ist nur auf Platz 5 nach anderen Politikern, der Bild und der Tagesschau. 
          • In der Bild und der Tagesschau wurden die Freien Wähler in erster Linie bei den Hochrechnungen der Landtagswahl in Bayern erwähnt. Dies ist auch der primäre Grund für den Ausschlag in der Aktivitätenkurve zur Bayernwahl.
          • Gregor Gysi erwähnt die Freien Wähler bei einem Post in eigener Sache: Die Freien Wähler hätten in Bayern den Einzug in den Landtag auch erst im 3. Anlauf geschafft.
          • Wie wenig Verbeitung die Freien Wähler in Sozialen Netzen haben, sieht man an den Zahlen des einflussreichsten Posts auf der parteieigenen Facebookseite: Gerade mal 33 Personen haben auf die Koalitionsfrage an Herrn Aiwanger interagiert.


          Wir hoffen, dass auch die Markterhebung von August für Sie interessant ist und freuen uns auf Ihre Anregungen und Fragen. Für Weiterempfehlungen sind wir Ihnen dankbar. 

          Wenn Ihnen unser Projekt zusagt, können Sie unser Engagement gerne mit einer Spende unterstützen. Vielen Dank an alle Unterstützer! 





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